Gesundheitsbezogene Wirkungen asiatischer Kampfkünste: Das fernöstliche Bewegungskonzept als multiples Instrument zur Förderung der Gesundheit? Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Sportart Karate

publikation1-titelVerlag: Südwestdeutscher Verlag für  Hochschulschriften (23. September 2009)
Buch: 280 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3838106407
ISBN-13: 978-3838106403

(Abstract in english Version below)

Kurzbeschreibungen

publikation1

Diese sportartspezifische Studie zeigt einen möglichen Weg der wissenschaftlich 

interdisziplinären Annäherung, um jene gesundheitsrelevanten Aspekte aufzudecken, die aus der Ausübung asiatischer Kampfkünste - illustriert am Beispiel Karate - resultieren, wobei eine intensive Orientierung am integrativen Gesundheitsverständnis sowie an biopsychosozialen Konzepten gemäß dem aktuellen Forschungsstand angestrebt wird. 

Basierend auf dem Literaturdiskurs erfolgt die Entwicklung eines theoretischen Analysemodells betreffend mehrdimensionaler Wirkmechanismen, welches sowohl potentielle allgemeine wie karatespezifische Prädiktoren und Moderatorvariablen (z.B. Sportengagement oder Geschlecht) als auch unterschiedliche Gesundheitsmaße zuzüglich Verletzungs- bzw. Beschwerdenstatus integriert. Als Konklusion werden positive gesundheitsrelevante Potentiale konstatiert; d.h. das fernöstliche Bewegungskonzept dient - unter entsprechend qualitativen wie quantitativen gesundheitssportlichen Kriterien - als multiples Instrument der Gesundheitsförderung und eröffnet positive Interventionen in vernetzten psychosozialen wie physischen Dimensionen. Das Ergebnis bestätigt die Annahme, dass unterschiedliche allgemeine als auch sportartspezifische Prädiktoren für die subjektive Gesundheit der Karatekas bestehen, da…

  • insbesondere die Prädiktoren „Lebenszufriedenheit“ und „Selbstwert“ positive Zusammenhänge mit den subjektiven Gesundheitsmaßen zeigen,
  • bei den karatespezifischen Einflussfaktoren vor allem „physisch-mentale Wirkungsaspekte“ sowie „fördernde Befindlichkeitseffekte“ über eine positive Korrelation mit einzelnen gesundheitsbezogenen Dimensionen verfügen,
  • die Anzahl der psychosomatischen Beschwerden hingegen einen negativen Zusammenhang mit der globalen bzw. relativen Gesundheitseinschätzung aufweist.Im zweiten wesentlichen Untersuchungsteil wurde nachgewiesen, dass signifikanten Unterschiede zwischen Karatesportlerinnen und Karatesportlern in Bezug auf die allgemeine gesundheitsrelevante Einflussgröße „Selbstwert“ einerseits sowie hinsichtlich des karatespezifischen Aspekts „physisch-mentaler Wirkungsbereich“ andererseits bestehen. Insofern kann an der aufgesellten geschlechtspezifischen Differenztheorie in beiden Fällen festgehalten werden, da..
  • Männer offensichtlich über ein stärker entwickeltes Selbstwertgefühl verfügen als Frauen sowie auch
  • intensivere Auswirkungen des Karatetrainings auf ihre körperlich-psychische Gesundheitsebene wahrnehmen.
Über den Autor

Dr. Kathrin Kral: Studium der Sportwissenschaften und des Managements, Staatlich geprüfte Trainerin, Karate-Nationalteam-Mitglied (Staats-/Europameisterin, WM-Titel 2001 Estland/CSIT), Praktikum an der TCM-Uni/Chengdu, Taiji Ausbildung, Gründung der „Ersten österreichischen Karateschule“ und des Unternehmens „Health Excellence - Praxis für Sportwissenschaftliche Bewegungstherapie“

Abstract 

Die progressive Entwicklung bzw. der Bedeutungsgewinn sportlicher Aktivität im Kontext mit Gesundheitsförderung in den letzten beiden Jahrzehnten zeigt sich in verstärkender Ausdifferenzierung und Schwerpunktbildung auf wissenschaftlicher Ebene wie auch in Praxisfeldern des Gesundheitssports. Ausgangspunkt für diese Integration von Bewegung bzw. Sport als gesundheitsfördernde Interventionsmaßnahme sind strukturelle Veränderungsprozesse im Arbeits- bzw. Freizeitverhalten, demographischer Wandel sowie gesteigerte Prävalenz des metabolischen Syndroms bzw. degenerative Zivilisationserkrankungen infolge des Risikofaktors Inaktivität. Die vorliegende sportartspezifische Studie zeigt exemplarisch einen möglichen Weg der wissenschaftlich-interdisziplinären Annäherung, um jene gesundheitsrelevanten Aspekte aufzudecken, die aus einer Ausübung asiatischer Kampfkünste - illustriert am Beispiel karatespezifischer Sportaktivität - resultieren, wobei eine intensive Orientierung am integrativen Gesundheitsverständnis sowie an authentischen, biopsychosozialen Konzepten betreffend die Gesundheitsthematik bzw. -problematik gemäß des aktuellen Forschungsstandes angestrebt wird. Die breitgestreute wie inkonsistente Befundlage der allgemeinen Gesundheitsforschung einerseits und ein nahezu fehlendes fundiertes Wissen hinsichtlich gesundheitsbezogener Themenfelder in karatespezifischen Quellen andererseits stellen spezielle Anforderungen an innovative Erklärungsansätze bzw. eine systemisch-anthropologische Theoriebildung. Untersuchungsziel dieser Dissertation ist die Identifikation jener Einflussgrößen, die aus Sportlerperspektive für die Wirkung asiatischer Kampfkünste charakteristisch sind bzw. ein Indiz für gesundheitsrelevante Effekte einer Karateaktivität darstellen. Basierend auf dem interdisziplinären Literaturdiskurs erfolgt die Entwicklung eines theoretischen Anschauungsmodells betreffend mehrdimensionaler Wirkmechanismen, welches sowohl potentielle allgemeine wie karatespezifische psychophysische bzw. soziale Prädiktoren als auch unterschiedliche Gesundheitsmaße zuzüglich Verletzungs- bzw. Beschwerdenstatus und das Sportengagement bezeichnende Parameter integriert. Diesbezügliche deskriptiv-statistische Ergebnisse resultieren aus über 400 Datensätzen einer Online-Befragung von aktiven Karatekas aus Vereinen der österreichischen Bundes-Sportorganisation. Der gewählte faktoren- bzw. regressionsanalytische Methodenansatz liefert zwanzig extrahierte Faktoren, wobei anhand dreier Regressionsmodelle im Karatesegment „physisch-mentaler“, „sozialer Wirkungsaspekt“, „positive Befindlichkeitseffekte“; „soziale Unterstützung“; „spezifische Stressverarbeitungsstrategien“ und „karatebezogene Gesundheitswirkung“ bzw. im allgemeinen Einflussbereich „Lebenszufriedenheit“, „Selbstwert“, „Beschwerdenanzahl“, „regelmäßige Sportaktivität im Lebensverlauf“ sowie „emotionale Stress-Symptome“ als Prädiktoren der subjektiven Gesundheit herausstechen. In weiterführenden Analysen wurden sechs nachweislich gesundheitsrelevante Prädiktoren im Hinblick auf mögliche Unterschiede betreffend verschiedene - soziodemographische, fünf karatespezifische wie drei alternativ- bzw. gesamtsportliche - Selektionskriterien untersucht, mit dem Ergebnis, dass beim „Selbstwert“ und „physisch-mentalen karatespezifischen Wirkungsbereich“ jeweils geschlechtsspezifische Differenzen existieren, da Männer offensichtlich über ein stärker ausgeprägtes Selbstwertgefühl verfügen und intensivere Effekte des Karatetrainings betreffend die körperlich-psychische Gesundheitsdimension wahrnehmen.

[1] Zuzüglich wurden Korrelationen zwischen subjektiver Gesundheit und fünf gewichtigen Items bzw. vier kreierten Summenscores (jeweils intervallskalierte Variablen) angestellt.
[2] Die zwei umfassendsten Modelle - mit je sieben eruierten Prädiktoren zur Erklärung der beiden subjektiven Gesundheitsmaße - repräsentieren eine Varianz von 40 bis knapp 50 Prozent.

Abstract (english Version)

The progressive development and the increasing importance of sportive activities with regard to health promotion in the last two decades can be seen in a reinforcing differentiation and concentration at scientific level as well as in fields of practice of fitness and exercise.

The starting point for this integration of exercise and sport as healthy intervention measure are structural change processes in the fields of work habits and leisure time activities, demographic changes as well as increased prevalence of the metabolic syndrome and degenerative diseases of civilization due to insufficient exercise.

The present sport specific study shows as an example a possible way of scientific interdisciplinar approach to reveal health-relevant aspects, which result from martial arts exercises, for example karate. Here an intensive orientation towards an integrative health understanding and authentic biopsychosocial concepts concerning the health subject matter and health issues according to the current research status is aimed.

The widely spread and inconsistent findings of the general health research on one hand and lacking well-founded knowledge concerning health topics in karate specific sources on the other hand make specific demands on innovative explanatory approaches and systemic anthropological theory formation. The examination aim of this dissertation is the identification of the determining factors, which are from the sportsman's point of view caracteristic for the impact of martial arts and an evidence for health-relevant effects of karate practice.

The development of a theoretical illustrative model concerning multidimensional modes of action, which inlcudes potential general and karate specific psychophysical and social predictors as well as parameters indicating different health measures plus the injury and complaint status and the sport commitment is based on an interdisciplinary literary discourse.

The respective descriptive-statical conclusions result from over 400 data sets of online questionings of active karate sportsmen coming from clubs of the Austrian Federal Sports Organisation. The chosen factor and regression analytic approach1 provides twenty extracted factors, whereas with three regression models2 in the karate segement „physical-mental“, „social impact“, „positive mental state effects“, „social support“, „specific stress handling strategies“ and „karate specific health impact“ and in the general sphere of influence „life satisfaction“, „self-worth“, „number of complaints“, „regular sportive activity“ and „emotional stress symptoms“ as subjective health predictors draw the attention.

In further analysis six demonstrable health-relevant predictors with regard to possible differences between different – sociodemographic, five karate specific and three alternative and general – selection criteria were examined. The results showed gender-specific differences referring to „self-worth“ and to the „physical-mental karate specific sphere of action“.

1 Additionally there were made correlations between subjective health, five important items and four created sum scores (in each case interval-scaled variables).

2 The two most extensive models – each with seven determined predictors to explain the two subjective health measures – represent a variance of 40 to 50 percent.