Kronenezeitung

Peter Frauneder

artikelkroneSie könnte vieles sein. Sie könnten einen Sport wie Eiskunstlaufen oder vielleicht Tennis betreiben. Sie könnte auch Studentin an der Wirtschafts-Uni oder sogar Fotomodell sein. Aber an Karate denkt wohl niemand, der Kathrin Kral auf der Straße begegnet…18 Jahre, 1,69 cm groß, 58 Kilo, langes, blondes Haar, bildhübsch – und wirklich, auch wenn es noch so wenig glauben kann, Karatekämpferin. Seit kurzem sogar Mannschaftseuropameisterin ! Im „Kumite“, dem Freikampf, bei dem millimetergenau abgestoppt wird. „Absolute Körperbeherrschung und Disziplin sind Voraussetzungen“, stellt die Wienerin vehement fest, „wenn man einen Gegner verletzt, wird man sofort verwarnt, kann sogar disqualifiziert werden“.

"Gekämft" wird für den Charakter. Die Philosopie der Karate - Europameisterin Kathrin Kral.

Die Hohe Kunst des „Kumite“: Kampfhandlungen strategisch so zu setzten, dass sie für den Trainingspartner nicht einfach zu erkennen sind und somit Wertungen mit Arm- und Beintechniken erzielt werden können.Warum aber ausgerechnet Karate ? Warum, ein Sport, in dem es, wie sie glaubhaft versichert, keinen Schilling zu verdienen gibt ? „Ich hatte eine leichte legasthenische Veranlagung“, erklärt die Sportstudentin, „Karate sollte meine Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit steigern !“ Daraus wurde eine große und erfolgreiche Leidenschaft. Obwohl es gar nicht unbedingt Trophäen sind, die in diesem Sport Bedeutung haben. Die Philosophie besagt nämlich ganz anderes:
„Es zählen nicht Siege und Niederlagen sondern die Vervollkommnung des Charakters…“
Und so wird jeder, der Karate oder irgendeine andere Kampfsportart nur als einen einmaligen „Schnellsiedekurs" aus Gründen der Selbstverteidigung erlernen will, irgendwann kläglich scheitern. „Weil man diese Philosophie einfach nie verstehen kann“, betont Kathrin. „Eine Kampfkunst wie Karate zu erlernen bedeutet einen Weg einzuschlagen, der einen lebenslangen physischen wie mentalen Lernprozess beinhaltet und nicht zu letzt eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung fördert."
Die drei Halbstarken, die sie unlängst in den U-Bahn belästigten, haben aber trotzdem sehr schnell das Weite gesucht…